Fachmagazin „Immobilien & Finanzierung“

Telekommunikation und Informationstechnologie sind allgegenwärtig im privaten wie gewerb­lichen Bereich.

Titel I und FInsbesondere im Wohnsegment machen die multimedial vernetzten Errungen­schaften der sogenannten „Smart Homes“ seit vielen Jahren immer wieder Schlagzeilen: Fenster schließen bei Regen mittels Sensoren. Licht schaltet sich automatisch ab, sobald die Bewohner das Haus verlassen. Türen schließen selbsttätig – alles zur Erhöhung der Sicherheit, zur Energie­ersparnis, Kostenreduktion oder für den persönlichen Komfort. Technisch machbar ist vieles. Die Möglichkeiten des intelligenten Wohnens setzen sich allerdings erst sehr zögerlich durch.

Gern werden Beispiele aus dem Bereich „Wohnen im Alter“ vorgeführt. Es sind strahlende Leuchtturmprojekte, die die „schöne neue Welt“ propagieren, in der alles vernetzt ist, sämt­liche Geräte fleißig untereinander kommunizieren und alles kinderleicht auf Knopfdruck, per App oder omnipotenter Fernbedienung zu bedienen scheint. Doch wer, wie beispielsweise das Fraunhofer Institut, dann einmal genauer hinsieht, stellt ernüchtert immer wieder das Gleiche fest: Die Systeme sind untereinander nicht kompatibel, selbst für die internetaffine Generation kaum zufriedenstellend zu steuern und letztendlich immer wieder viel zu teuer.

Hinzukommen ganz pragmatische Bedenken. Was passiert, wenn die Fingerspitzen verdreckt oder durch Wasser aufgequollen sind? Kommt man dann überhaupt noch in sein Haus, das sich nur durch ein biometrisches Erkennungssystem öffnen lässt? Solche Zweifel sind nicht von der Hand zu weisen. Funktionierte doch schon die Erkennung des Fingerabdrucks beim 24-Stun­den-DVD-Verleih nicht immer zuverlässig, was für viel Verärgerung sorgte und dazu führte, dass die Automaten nach längerer Pilotphase wieder abgebaut wurden.

Sicherlich gibt es andere elektronische Lösungen. So soll neuerdings eine App die Hersteller­ übergreifende Vernetzung internetfähiger Geräte im sogenannten i-Haus ermöglichen. Die all-in-one Kommando- und Kommunikationszentrale ist gefragt. Eine andere Ideenschmiede hatte zudem kürzlich eine Lösung erarbeitet, die es für Elektriker und Hausbauer attraktiver machen soll, die neue, per Smartphone steuerbare Haustechnik einzubauen – und das quasi zum Standardpreis. Für diese Erfindung gab es dann auch den Industriepreis 2014, und der Fir­menchef darf im September mit der parlamentarischen Staatssekretärin des Bundeswirtschaftsministeriums ins US-amerikanische Silicon Valley fliegen. Doch was ist mit den Ergebnissen des Fraunhofer Instituts, die besagen, dass rund 40 Prozent der Anbieter im Wettbewerb „Technik­gestütztes Wohnen – selbstbestimmt leben zu Hause“ die Anforderungen noch nicht erfüllten?
Vieles rund um das Smart Home erscheint wie ein Spagat aus Wunsch und Wirklichkeit. Denn letztendlich wird ein Großteil der heutigen Gebäudetechnik im privaten Wohnbereich immer noch konventionell erstellt. Intelligente Haustechnik per Smartphone oder Tablet zu steuern, bleibt also die Ausnahme. Dennoch lohnt es sich, neueste Errungenschaften zu beobachten und das ein oder andere Tool in seine Überlegungen mit aufzunehmen.

Im gewerblichen Gebäudemanagement beispielsweise lassen sich dank gezieltem Einsatz von Informationstechnologie und Telekommunikation bereits gewinnbringende Erfolge verzeich­nen. Namhafte Softwareunternehmen wie SAP und Siemens liegen mit ihren innovativen Lö­sungen dabei ganz weit mit vorne. Es geht unter anderem darum, versteckte Potenziale des Gebäudeportfolios zu entdecken und effektives Energiemanagement zu erzielen. Über spezielle IT-Plattformen werden regelmäßig Daten zum Ist-Zustand des Gebäudes gesammelt und aus­gewertet. Daraufhin wird die vernetzte Haustechnik, entsprechend der jeweiligen Bedürfnisse und Wünsche aufeinander abgestimmt. So wird beispielsweise festgelegt. in welchen Momen­ten die Heizung im Gebäude hochfährt oder wann wie gelüftet wird.

Aber auch im gewerblichen Bereich fallen einem schnell wieder ernüchternde Praxiserfah­rungen ein. Wer neulich am Sonntag beispielsweise den Drang verspürte, sein Fitnesscenter in der Frankfurter Innenstadt aufzusuchen, kam bereits beim Betreten des Studios ge­hörig ins Schwitzen. Denn weder ließen sich die Fenster öffnen, noch war die Klimaanlage eingeschaltet. Der Betreiber des Gebäudes hatte nicht daran gedacht, dass sich in seinem Ge­schäftshaus ein Sportstudio befindet, das auch sonntags geöffnet ist. Um Kosten zu sparen, war die Klimaanlage also auf Ruhezustand programmiert. Daran sieht man mal wieder, dass letztendlich am Ende immer irgendwo ein Mensch sitzt, der entscheidet, an vieles denkt und auch so manches vergisst. Zum Glück! Doch das ist kein Grund, alle Innovationen in der Gebäudetechnik von vornherein sofort zu verteufeln.